Chronik

Vereinschronik des Schützenvereins Westtünnen

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Es dauert etwas, aber es lohnt sich.
Ein Stück spannender Vereinsgeschichte

Vorwort

Wenn wir in diesem Jahr auf mittlerweile 127 Jahre Vereinsgeschichte zurückblicken, dann begeben wir uns auf eine Zeitreise, in deren Verlauf das Vereinsgeschehen nicht immer nur Höhen erlebt hat. Es muss in der langen Zeit des Bestehens unseres Vereins auch auf die Zeiten zurückgeblickt werden, die tiefe Einschnitte bedeutet haben.

An mehreren Stellen der Historie kam das Vereinsleben komplett zum Erliegen. Die beiden Weltkriege bedeuteten nicht nur für den Westtünner Schützenverein das Aus sämtlicher Aktivitäten. In den Wirren dieser beiden Kriege kam die gesamte Vereinslandschaft zum Erliegen. 

Dank der raschen Neubegründung des Schützenwesens in Westtünnen nach dem 2. Weltkrieg, die den damaligen engagierten Mitgliedern zu verdanken ist, konnte die Geschichte jedoch fortgesetzt werden. Auch und gerade deshalb können wir heute mit Stolz auf eine reiche, an manchen Stellen wechselvolle, Vereinschronik blicken. 

Der Schützenverein Westtünnen ist mit seinem offiziellen Gründungsjahr 1893 der älteste Verein im Stadtteil Westtünnen. Wir wollen den Versuch wagen, eine möglichst umfangreiche Chronik zu präsentieren. Es sei jedoch schon an dieser Stelle gesagt, dass gerade aus den ersten Jahrzehnten des Schützenvereins wenig bis gar keine Unterlagen mehr vorhanden sind. Trotzdem möchten wir durch das, was schriftlich dokumentiert ist und was durch mündliche Überlieferung erhalten blieb, einen umfangreichen Überblick geben. 

Diese Chronik ist in drei Teile aufgeteilt. Der erste Abschnitt befasst sich mit der Zeit von 1893 bis 1953, also bis zum „50-jährigen Jubelfest 1943, gefeiert als solches 1953“. Dieser Abschnitt ist leider durch die Aufzeichnungen und Unterlagen des Vereins sehr unzureichend dokumentiert. Die Chronik des Vereins für diesen Zeitraum ist uns mithin zum großen Teil durch die Kriegswirren verloren gegangen. 

Der zweite Teil der Chronik beschäftigt sich mit der Zeitspanne von 1953 bis 1982. Auch hier sind schriftliche Zeugnisse des Vereins, gerade aus den ersten Nachkriegsjahren, Mangelware. Erst ab den späten 1970er Jahren ist eine auch schriftliche Dokumentation des Vereinsgeschehens in Ansätzen nachvollziehbar. 

Der dritte Teil schließlich beschäftigt sich mit der Zeit von 1982, dem Hallenbau, bis heute. Er setzt also an am neuralgischen Punkt der Vereinshistorie, und versucht, die Brücke zum heutigen Geschehen zu bauen. 

Am Ende jedes Abschnittes steht eine Fotogalerie, welche die vielen Bilder der maßgeblichen Jahrzehnte noch einmal in einer Collage zusammenfasst. Diese Collagen waren möglich, weil dankenswerterweise viele Westtünner ihre Bilder zur Verfügung gestellt haben und diese nicht alle Eingang finden konnten in die Chronik. Die meisten Bilder sind unterschrieben und mit den entsprechenden Namen versehen. Dort, wo dies nicht der Fall ist, sind die Leser gefordert und eingeladen, den Gesichtern auf den Fotos auch Namen zuzuordnen. 

Wir hoffen, dass wir Sie und Euch mitnehmen können und die Reise in die Vergangenheit gelingt. 
Wir wünschen viel Spaß bei der Lektüre und hoffen, dass das Lesen unserer Chronik Freude bereitet, alte und neue Erinnerungen auffrischt, Anekdoten hervorbringt und für jeden Leser und jede Leserin ein interessanter Ausflug in die Geschichte ist. 

Dennis Grimm
1. Vorsitzender

1893 bis 1953: Von der Gründung 
bis zum 50-jährigen Jubelfest

Mit dem Gründungsjahr 1893 verbindet sich die offizielle Gründung des Schützenvereins Westtünnen. Wie aus der Chronik zu entnehmen ist, gab es jedoch schon vor diesem Jahr einen Vorläufer des Vereins. Dieser firmierte unter dem Namen „Schießverein“ und bestand bereits Jahre vorher. Vereinszweck war die Pflege des Schießsports- sicherlich ergaben sich hierdurch bereits enge Beziehungen und Bestrebungen zur Gründung eines Schützenvereins, wie es sie damals in der Nachbarschaft bereits gab. In den Jahren zwischen 1879 und 1900 wurden schließlich zahlreiche Schützenvereine im damals noch wesentlich kleineren Hamm aus der Taufe gehoben.  
Wann dieser Schießverein gegründet worden ist, ist leider nicht mehr zu ermitteln. Fest steht jedoch das Datum der Gründungsversammlung des heutigen Vereins. Am 3. September 1893 brachten die erschienenen Mitglieder den Wunsch zum Ausdruck, den Schießverein in einen Schützenverein umzuwandeln. Offenbar gab es zur damaligen Zeit einige Vorschriften, die bei einer solchen Umwandlung zu beachten waren. Eine dieser Vorschriften besagte, dass der Vorstand eines Schützenvereins aus älteren Personen zu bestehen habe. Aus diesem Grund trat der damalige Vorstand geschlossen zurück und machte den Weg frei für die Wahl eines neuen Vorstandes. 
Dieser bestand aus den folgenden Personen: 

Heinrich Strier (Hauptmann)
Wilhelm Reimann (Fähnrich)
Heinrich Vatheuer (Rendant)
Theodor Ebel (Hilfsrendant)

sowie den Offizieren Dietrich Bankamp, Wilhelm Brinkmeier, Franz Elbers, Wilhelm Haunert, Friedrich Juchmann, Friedrich Kleine, Wilhelm Liese, Heinrich Linkamp, Franz Lindemann, Clemens Rehbein, Friedrich Rosenhövel und Dietrich Schröder.

Der neue Vorstand nahm seine Arbeit rasch auf und es wurden erste Satzungen und Statuten entworfen, die in ihren Grundzügen auch heute noch Gültigkeit besitzen. Der Hauptmann Heinrich Strier wurde beauftragt, die erforderlichen Genehmigungen zur Gründung eines Schützenvereins einzuholen- und jetzt wird es bereits zum ersten Male schwierig für den noch sehr jungen Verein. Die beim damaligen Amtmann Enters beantragte Genehmigung wurde versagt. Diese Versagung war nach den Aufzeichnungen damals keineswegs eine Seltenheit. Die Behörden hatten bereits in vielen vergleichbaren Fällen Genehmigungen zur Gründung von Schützenvereinen untersagt. 

Um die Vereinsgründung dennoch zum Erfolg zu führen, wurde eine Eingabe an den preußischen König und deutschen Kaiser Wilhelm II. höchstpersönlich gerichtet- und dieses Engagement zahlte sich tatsächlich aus. Es dauerte zwar bis zum 17. März 1894, dass von Herrn Amtmann Enters die Genehmigungsurkunde ausgestellt wurde. Dennoch wurde der Gründungstag auf den 3. September 1893 festgesetzt.
 
Folglich konnte das erste Schützenfest erst im Jahr 1894 gefeiert werden. Dieses erste Fest fand am 30. Juni und 1. Juli 1894 im Saal des Gastwirtes Friedrich Helm statt. Bereits zu diesem ersten Schützenfest in Westtünnen konnte der Verein eine Mitgliederzahl von 120 Schützen aufweisen. Dies machte bereits beim ersten fest die Anmietung eines Zeltes erforderlich. Der Chronist dieses Jahres berichtet, dass dieses Fest „in ruhigster, schönster Weise verlief“. Ein guter Einstand des jungen Vereins. 

Zu einer bemerkenswerten Situation kam es dann offenbar im Jahr 1903. Im zehnten Jahr seines Bestehens ging es beim Schützenfest hoch her. Nach einer „zünftigen Rauferei“ beendete die Polizei das Fest vorzeitig. Vermutlich aufgrund dieses Ereignisses legte der Hauptmann Heinrich Strier sein Amt im gleichen Jahr nieder. Als profunder Kenner der Vereinshistorie ist sogar unser Oberbürgermeister Thomas Hunsteger-Petermann auf die Umstände während dieses Festes bereits im Grußwort zur Festschrift eingegangen.

Aus dem Jahr 1903 stammt aber auch das älteste noch erhaltene Königsbild: 
Bildunterschrift: König Heinrich Kappelmann mit Hofstaat im Jahr 1903
König Heinrich Kappelmann mit Hofstaat im Jahr 1903
Aufgrund der Erfahrungen aus dem Vorjahr wurde das Fest des Jahres 1904 von den Behörden nicht genehmigt. Es kam somit erstmals zum Ausfall eines Schützenfestes. Stattdessen wurde nach den Aufzeichnungen ein sogenanntes internes „Herbstkränzchen“ gefeiert. Ein Königsschießen blieb jedoch aus, sodass für das Jahr 1904 kein König ermittelt wurde. Mit Friedrich Juchmann setzte sich dann im Folgejahr 1905 jedoch die Reihe der Westtünner Schützenkönige fort.

Mit dem König des Jahres 1914, Gerhard Lüke, kam das Vereinsleben dann aufgrund des 1. Weltkrieges zum Erliegen. Die traurige Zahl von 42 Schützenbrüdern, unter ihnen auch der amtierende Schützenkönig, verlor in diesem Krieg ihr Leben, derer wir an dieser Stelle gedenken möchten. 

Gefallene des 1. Weltkrieges: 
Fritz Achtstetter
Wilhelm Bankamp
Fritz Borgraewe
Dietrich Brauckhoff
Josef Bremann
Ludwig Brockötter
Franz Brokowa
Alois Brüggemann
Wilhelm Busemann
Anton Corneille
Gerhard Degelmann
Franz Elbers
Franz Fillmer
Thomas Gandecki
Franz Griese
Heinrich Hartmann
Theodor Hegemann
Karl Helm
Franz Helm
Fritz Hötte
Friedrich Horstkemper
Wilhelm Jürgens
Heinrich Lindemann
Wilhelm Lindemann
Wilhelm Lohmann
Gerhard Lüke
Hermann Moor
Heinrich Potthoff
Wilhelm Plümpe
Friedrich Plümpe
Franz Raulf
Fritz Raulf
Gerhard Ribbert
Friedrich Schäfer
Heinrich Schebaum
Heinrich Schröder
Dietrich Schröder
Wilhelm Schröer
Dieter Stute
Theodor Tigges
Theodor Thomas
Heinrich Westerschulze
Nach den Schrecken des Krieges wurde das erste Fest im Jahr 1920 gefeiert. König dieses Festes wurde der im weiteren Verlauf der Vereinsgeschichte als „Hauptmann Köhl“ bekannt gewordene Wilhelm Schröder. 

Eine wahre Rarität aus den ersten Jahrzehnten unseres Vereins ist uns glücklicherweise erhalten geblieben. Die Vereinssatzung des Jahres 1925, im Vereinsregister als solche eingetragen am 16.November 1925, liegt im Original vor und ist somit eines der wenigen Dokumente aus dieser Zeit.

Sie ist gewissermaßen auch ein wichtiger „Zeitzeuge“. Geht man den Text der Satzung sorgfältig durch, wird dem Leser an vielen Stellen schnell klar, dass das Jahr 1925 mittlerweile fast 100 Jahre in der Vergangenheit liegt. An anderen Passagen wiederum lassen sich auch heute noch Parallelen erkennen. Die Lektüre dieses raren Zeugnisses vergangener Zeiten lohnt in jedem Fall: 

Satzung 1925
Bis zum Jahr 1926 erfolgte das Königsschießen auf freier Wiese im Birkholt zwischen der heutigen Kreuzung Dambergstraße/Brehmstraße und der Straße Am Schützenplatz.

Dieser Birkholt war ein Birkenwald mit wildwucherndem Unterholz. Als Vogelstange dienten zu dieser Zeit zwei eingegrabene Holzbalken mit dazwischen platzierter Stange. 
Die Avantgardenlaube bestand aus zusammengesteckten Laubzweigen. In diesem Bereich erwarb der Verein im Jahr 1927 ein Stück Land von der Familie Niemöller, um einen eigenen Schützenplatz anzulegen. Der erste König auf diesem Platz wurde 1928 Karl Ribbert.

1930 wurde auf dem Schützenplatz ein von Schmiedemeister Lutz Weeke handgefertigter Kugelfang aufgestellt. König wurde in diesem Jahr der Schützenbruder Dietrich Remmert.

Bildunterschrift: Einweihung des Kugelfanges 1930. Links im Bild: Pfarrer Becker
Einweihung des Kugelfanges 1930. Links im Bild: Pfarrer Becker

Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten im Jahr 1933 wurden noch bis ins Jahr 1939 Schützenfeste in Westtünnen gefeiert. Letzter König vor dem Ausbruch des 2. Weltkrieges am 1. September 1939 wurde Karl Kötter. In diesem Krieg ließen 46 Schützenbrüder ihr Leben oder blieben für immer vermisst. Ihrer wollen wir hier ebenfalls gedenken.

Folgende Schützenbrüder ließen im 2. Weltkrieg ihr Leben:

  • Franz Brockötter
  • Franz Brinkmann
  • Heinrich Cordes
  • Josef Cordes
  • Willi Cordes
  • Josef Dirkmann
  • Willi Elbers
  • Gerhard Funke
  • Gustav Gandecki
  • August Hoppe
  • Hans Haumann
  • Heinrich Immenkötter
  • Wilhelm Jaspert
  • Robert Juchmann
  • Wilhelm Krops
  • Karl Kötter
  • Franz Lünne
  • Hubert Neuhaus
  • Heinrich Oberg
  • Otto Potthoff
  • Ernst Remmert
  • Heinrich Röling
  • Josef Röling
  • Erich Röling
  • Erich Roßmeyer
  • Fritz Roßmeyer
  • Franz Rüther
  • Josef Rüther
  • Heinrich Rump
  • Wilhelm Rump
  • Eberhard Sasse
  • Fritz Schmidt
  • Walter Schmidt
  • Heinz Schröer
  • Walter Schröer
  • Josef Steinhoff
  • Josef Stute
  • Karl Stute
  • Adolf Vollmer
  • Bernhard Vollmer
  • Ewald Vollmer
  • Franz Weige
  • Willi Weige
  • Josef Wiek
  • Fritz Wortmann
  • Heinz Wulf

Hamm lag nach dem 2. Weltkrieg im Bereich der britischen Besatzungszone. Die Administration verbot in den Nachkriegsjahren das Feiern von Schützenfesten und somit kam es erst im Jahr 1948 und schließlich mit Gründung der Bundesrepublik Deutschland im Jahr 1949 wieder zu Aktivitäten des Schützenvereins. Im Oktober 1948 trafen sich etwa 110 Bürger Westtünnens im Saal der Gastwirtschaft Elbers. Ein allgemeiner Wunsch war die Wieder-/bzw. Neugründung des Schützenvereins. Es wurde auch ein erster Vorstand gewählt. Doch erst am 3. Juli 1949 kamen die Mitglieder erneut bei Elbers zusammen, um über die Ausrichtung eines Schützenfestes zu diskutieren. 

Schwierig gestaltete sich auch vier Jahre nach Ende des Krieges die Genehmigung eines solchen Festes. Insbesondere der Gebrauch von Schusswaffen war weiterhin verboten und so musste in dieser Zeit etwas improvisiert werden. Die Genehmigung wurde mit Unterstützung des damaligen Bürgermeisters Karl Niggemann und des Hauptmanns Wilhelm Schröder sowie einiger weiterer Vorstandsmitglieder jedoch rechtzeitig eingeholt und das Schützenfest mit der Auflage zur Nutzung einer Armbrust gestattet. 

Das erste Nachkriegsschützenfest fand am 30. Und 31. Juli 1949 in der Gaststätte Elbers statt. Erhalten geblieben ist das Gründungsprotokoll der Versammlung vom 10. Oktober 1948:
Protokoll zur Gründungsversammlung des Schützenvereins nach dem 2. Weltkrieg, unterschrieben vom Vorsitzenden Wilhelm Schröder und Schriftführer Fritz Scholz

Ebenso erhalten geblieben ist die Ankündigung des Schützenfestes vom 15. Juli 1949, die an sämtliche Mitglieder gerichtet die Festfolge des nahenden Schützenfestes bekannt gab: 
An sämtliche Mitglieder!“ Festfolge des ersten Nachkriegsschützenfestes 1949
An sämtliche Mitglieder! Festfolge des ersten Nachkriegsschützenfestes 1949

Da der alte Schützenplatz zwischenzeitlich als Gemüsegarten genutzt wurde, wich man zum Vogelschießen auf den Hof Brinkmann aus. Das Bild zeigt eine Aufnahme dieses Festes und einen der Schützen mit angelegter Armbrust. 
Vogelschießen mit der Armbrust im Jahr 1949 auf dem Hof Brinkmann
Vogelschießen mit der Armbrust im Jahr 1949 auf dem Hof Brinkmann

Dieses Fest ist in den Geschichtsbüchern des Vereins besonders gut dokumentiert. Nachdem das Vogelschießen um 16:45 Uhr begann, wurden bis zum eigentlichen Königsschießen 265 Bolzen mit der Armbrust verschossen. Als Insignienschützen traten Josef Brinkmann (Krone), Karl Potthoff (Apfel) und Fritz Rüter (Eichenlaub) hervor. Gegen 18:15 Uhr ging es in die Endphase des Schießens. Nach weiteren 86 Bolzen war es schließlich Hans Wortmann, der unter großem Jubel um 19:15 Uhr Schützenkönig von Westtünnen wurde.
König des Festes 1949:  Hans Wortmann, der „Armbrustkönig“
König des Festes 1949: Hans Wortmann, der „Armbrustkönig“ 

1953 bis 1982: Die Nachkriegszeit und der alte Schützenplatz

Da nach dem Krieg nicht nur der Ort Westtünnen, sondern auch die Mitgliederzahl des Schützenvereins ständig gewachsen ist, reifte im Jahr 1953 der Entschluss, den Schützenplatz zu vergrößern. Hierzu wurde von Frau Mimmi Brüggemann für 2000 Mark ein Stück Land gekauft. Bereits damals wurde hierfür ein zinsloses Darlehen von der Kloster-Brauerei in Anspruch genommen. 
In der Rückschau ist die vorliegende Festschrift nicht die erste ihrer Art in der Geschichte des Schützenvereins Westtünnen. 
Bereits im Jahr 1953 wurde anlässlich des 50-jährigen Jubiläums eine Festschrift gestaltet, deren textliche Überarbeitung das Original dem Lehrer Paul Nunnemann zuschreibt. Das Jubelfest, das eigentlich im Jahr 1943 hätte gefeiert werden müssen, wurde kriegsbedingt in das Jahr 1953 verlegt und als 50/60-jähriges Jubiläum begangen. 
Und so trägt auch das Deckblatt der Festschrift von 1953 den geschichtsträchtigen Titel 
„Goldenes Jubelfest 1943 – Gefeiert als solches 1953“: 

Titelseite der Festschrift des Jahres 1953 mit dem oben erwähnten Hinweis
Titelseite der Festschrift des Jahres 1953 mit dem oben erwähnten Hinweis
Bei diesem Jubiläumsfest war es Heinrich Brockötter, der sich mit dem 410. Schuss die Königswürde holte und somit der 48. Schützenkönig seit 1894 wurde.

Eine schöne Anekdote gibt es aus dem Jahr 1957 zu berichten. Wie dem Zeitungsartikel zu entnehmen ist, hatten die Westtünner hohen Besuch aus Indien zu Gast. Mr. Bajaj, ein Abgeordneter des Indischen Parlaments und damals als guter Bekannter zu Gast bei der Familie Oberdorf in Osttünnen, stattete dem Fest einen Besuch ab und hatte zahlreiche Gastgeschenke mitgebracht. 

Wertvoller Schmuck aus Elfenbein wurde dem Königspaar Hermann und Theodora Stute übergeben. Daneben übergab Mr. Bajaj dem Schützenverein auch einen kleinen Elefanten aus Elfenbein für die Königskette. Der Schmuck ist heute noch im Besitz der Familie Müller. Helma Müller als Tochter des damaligen Königspaars hat den Schmuck oft getragen und hält ihn auch heute noch in Ehren. Helma weiß auch zu berichten, dass der damals überreichte Elefant keine Aufhängevorrichtung für die Befestigung an der Königskette besitzt. Er hat daher bis heute einen Ehrenplatz in ihrem Wohnzimmerschrank.
Der Original-Zeitungsartikel des Jahres 1957
Das Königspaar des Jahres 1957: Hermann und Theodora Stute
Bis zum Jahre 1962 wurden die Schützenfeste abwechselnd bei den Wirten Helm, Karlheim-Killwing und Elbers gefeiert. Damals wurde auf dem alten Schützenplatz nur auf den Adler geschossen. Da aber der Zulauf an Besuchern immer mehr zunahm, wurde ab dem Jahr 1963 neben dem Schützenplatz das Großraumzelt des Schützenbruders Fritz Helm aufgestellt. Dieser übernahm auch die Restauration der Feste.

Es zeigte sich, dass der Schützenplatz aufgrund des nunmehr größer gewordenen Platzbedarfes erweitert werden musste. Der Verein erwarb zu diesem Zweck ein Grundstück von 1700qm von den Geschwistern Haumann. Dieser Landkauf wurde durch eine Sammlung in der Gemeinde Westtünnen wesentlich erleichtert. Das Ergebnis dieser Sammlung –immerhin kamen 6000 Mark zusammen- zeigte eindrucksvoll die Verbundenheit der Westtünner mit dem Schützenverein.

Das gewissermaßen erste „reguläre“ Jubelfest konnte in Westtünnen im Jahr 1968 gefeiert werden. Wie bereits berichtet, konnten sowohl das 25-jährige als auch das 50-jährige Jubiläum durch die beiden Weltkriege nicht in ihren eigentlichen Jahren gefeiert werden. 
Doch das Jahr 1968 brachte gleichzeitig auch eine wesentliche Neuerung mit sich. Die kommunale Neuordnung zum 1. Januar 1968 führte dazu, dass Westtünnen als Stadtteil der Stadt Hamm eingemeindet wurde. Diesem Umstand ist es auch geschuldet, dass das Schützenfest erstmals vom Oberbürgermeister der Stadt Hamm, Dr. Günter Rinsche, eröffnet wurde. 

Der König des Jubelfestes 1968 wurde mit dem 494. Schuss Karl Ortmann. Wir freuen uns ganz besonders, dass wir unser Ehrenvorstandsmitglied Karl Ortmann und seine Frau Ursula in diesem Jahr als 50-jähriges Jubelkönigspaar am Schützenfestsonntag, dem 1. Juli 2018 abholen und ehren dürfen. 

Königspaar 1968, Karl Ulla Ortmann
Königspaar 1968, Karl Ulla Ortmann
Königspaar und Hofstaat 1968
Das Königspaar Karl und Ulla Ortmann mit Hofstaat 
Zum Jubiläum 1968 waren zahlreiche Gastvereine der Einladung der Westtünner Schützen gefolgt. Ein beeindruckender Festumzug am Schützenfestsonntag schlängelte sich durch das festlich geschmückte Dorf und alle Westtünner Bürger waren auf den Beinen, um bei strahlendem Sonnenschein den vielen Vereinen und Musikzügen zuzuschauen. 

Die Festrede zum 75-jährigen Jubiläum hielt schließlich der damalige Schriftführer des Schützenvereins Fritz Scholz. Um diesem besonderen Tag noch einen würdigen Abschluss zu geben, bestaunten die zahlreichen Besucher nach Einbruch der Dunkelheit ein damals sicherlich noch nicht alltägliches Höhenfeuerwerk. 
Ein voller Schützenplatz zum 75-jährigen Jubiläum 1968
Ein voller Schützenplatz zum 75-jährigen Jubiläum 1968
Nach dem großen Jubiläumsfest des Jahres 1968 ergaben sich bereits 1969 einige wesentliche Veränderungen im Vorstand. Der langjährige 2. Hauptmann Heinrich Kappelmann, der bis zur Eingemeindung Westtünnens zur Stadt Hamm auch Bürgermeister der Gemeinde war, legte sein Amt aus gesundheitlichen Gründen nieder. Aufgrund seiner zahlreichen und großen Verdienste für den Schützenverein Westtünnen wurde er unmittelbar zum Ehrenoberst ernannt. Sein Nachfolger als 2. Hauptmann wurde Heribert Rüther. 

Und auch schon lange vor dem Bau unserer Von-Thünen-Halle im Jahr 1982 gab es bereits Überlegungen, eine Schützenhalle zu errichten. Bereits in der Generalversammlung des Jahres 1970 wurde der engere Vorstand mit den Planungen für eine solche Halle beauftragt. Doch es sollten noch einige Jahre vergehen, bis durch den Umzug des Vereins aus der Dorfmitte an die heutige Hubert-Westermeier-Straße auch die Schützenhalle Realität wurde. 

Im Jahr 1971 beschloss man, den Schützenplatz zum Zweck der effizienteren Nutzung mit einer Minigolfanlage zu versehen. Auch wurde der Bau eines Kassenhauses angeregt und beschlossen. Nach einem langen Genehmigungsverfahren konnte das Kassenhaus am alten Schützenplatz schließlich im Oktober 1972 seiner Bestimmung übergeben werden. Die Minigolfanlage folgte im März des Jahres 1973.

Wie so oft war die Grundidee hinter der Minigolfanlage gut und in den ersten Jahren konnten hierdurch auch zufriedenstellende Einnahmen erzielt werden. Nachdem der Spielbetrieb jedoch in der Folgezeit nachließ, wurden die Minigolfbahnen schließlich an eine Schule für behinderte Kinder in Wimbern verkauft. 

1974 war in vielerlei Hinsicht ein denkwürdiges Jahr: Zum einen legte Hauptmann Köhl sein Amt nieder, zum anderen war der Vogel auf einmal weg. Hier hat Westtünnen wohl ein Husarenstück in puncto Kriminalgeschichte verbuchen können: 


Die Geschichte um den verschwundenen Schützenvogel hat bereits in der Schützenpost-Ausgabe 15 (Schützenfest 2014) einen ausführlichen Artikel anlässlich des 40-jährigen „Jubiläums“ gefüllt. Sie ist jedoch immer wieder eine lustige Anekdote und auch heute noch können sich vereinzelte Akteure des damaligen Coups ein Lachen nicht verkneifen, wenn sie an dieses Ereignis aus der Vereinsgeschichte zurückdenken. Gott sei Dank fand die Geschichte ein gutes Ende, das Federvieh fand sich wohlbehalten wieder- es hatte sich bloß kurzzeitig im Keller eines altbekannten Schützenbruders in der Schubertstraße versteckt...

Im Vorstand des Schützenvereins kam es indes im gleichen Jahr zu einem Generationswechsel. Nach beeindruckenden 40 Jahren als Vorsitzender und Hauptmann trat Wilhelm Schröder nicht erneut zur Wahl an und stellte sein Amt zur Verfügung. Er wurde noch während der Generalversammlung zum Ehrenvorsitzenden ernannt und zum Ehrenoberst befördert. Mit kaum einem anderen Schützenbruder ist die Geschichte des Schützenvereins Westtünnen so verbunden und verknüpft wie mit Wilhelm Schröder. Geboren im Jahr 1899 wurde er bereits 1921 Avantgardenkommandeur. Diese Funktion hatte er bis 1926 inne. In der Folge hat er bereits im Vorstand des Schützenvereins gewirkt bis er schließlich 1934 Vorsitzender und Hauptmann des Vereins wurde. Die Zeitspanne seines Vorsitzes umfasst somit die Vorkriegszeit, die Unterbrechung durch den zweiten Weltkrieg sowie die Neugründung und Wiederbelebung des Vereinslebens in Westtünnen. Unverkennbares Merkmal war dabei seine Eigenschaft „hoch zu Ross“. Dies war auch für andere Vorstandsmitglieder noch in den 1950er bis 1960er Jahren keine Seltenheit. Jedoch ist gerade Hauptmann Köhl untrennbar mit seinen Pferden verbunden, von denen er verschiedene innerhalb seiner langen Amtszeit geritten hat, wie auf den Bildern der folgenden Collage zu erkennen ist: 

Collage: Hauptmann Köhl 

Nachfolger von „Köhl“, wie er meist nur knapp genannt wurde, wurde Heribert Rüther, der dieses Amt zunächst bis 1976 bekleidete und in diesem Jahr von Herbert Schröder beerbt wurde. Als Stellvertreter fungierten ab 1976 Hubert Jürgens und Leo Notz. 

Ebenfalls in das Jahr 1976 fällt die Anschaffung unserer zweiten Vereinsfahne. Sie nimmt dabei den Wahlspruch unserer ersten Fahne von 1929 erneut auf: „Scharfes Auge, sichere Hand, und ein Herz für´s Vaterland.“ Die Vorderseite zeigt den Zeitraum zwischen der Weihe der ersten Fahne (1929) und dem Jahr der Anschaffung der neuen Fahne (1976). 

Impressionen von der Fahnenweihe im Jahr 1976. Auf dem dritten Bild sind die alte Fahne aus dem Jahr 1929 und die neue Fahne gemeinsam zu sehen
Im Jahr 1978 wurde das bis heute so beliebte Kinderschützenfest aus der Taufe gehoben. Um dieses Fest für den Vereinsnachwuchs zu ermöglichen, waren insbesondere die Schützenbrüder Heinz Samson, Paul Ferber, Willi Räbber, Walter Lambracht und Albert Walter mit viel Engagement und Initiative bei der Sache. Ihnen sind wir dankbar, dass dieses Fest, das mittlerweile nicht mehr wegzudenken ist, begründet und mit soviel Herzblut weitergeführt wurde. Unvergessen sind natürlich auch die mitunter zünftigen Kindervogeltaufen, beispielsweise im Hause Samson oder im Hause Räbber. Dass dabei nicht immer nur ausschließlich Kindersekt verzehrt wurde, hält sich als hartnäckiges Gerücht bis heute.  
Erster Kinderschützenkönig wurde im Jahr 1978 Dirk Räbber. Die stolze Liste der Kinderkönige sei an dieser Stelle aufgeführt: 

  • 1978: Dirk Räbber & Susanne Pape
  • 1979: Holger Plümpe & Mareike Peppersack
  • 1980: Bernd Menze & Nadja Ferber
  • 1981: Thomas Becker & Ines Lademacher
  • 1982: Ralf Buhne & S. Falner
  • 1983: Guido Stratmann & Anja Feierabend
  • 1984: Thorsten Boenke & Claudia Euteneuer
  • 1985: Ilja Rudolf & Andrea Schlieper
  • 1986: Marco Surmann & Martina Woischke
  • 1987: Michael Müller & Bianca Bußmann
  • 1988: Jörn Hietmann & Manuela Boenke
  • 1989: Daniel Neuhaus & Tanja Woischke
  • 1990: Timo Hammerschmidt & Jasmin Kaproka
  • 1991: Daniel Bruhne & Kathrin Hammerschmidt
  • 1992: André Teller & Annika Arndt
  • 1993: Holger Brackelmann & Sabrina Lange
  • 1994: Dominik Müller & Daniela Welink
  • 1995: Jörg Samson & Greta Star
  • 1996: Daniel Jarschambek & Carina Stockhausen
  • 1997: Dominic Sander & Maren Lambert
  • 1998: Marcel Nickel & Annika Seidel
  • 1999: Niklas Pietig & Gina Böer
  • 2000: Sven Jäschke & Natalie Schulz
  • 2001: Hendrik Schroth & Leonie Severin
  • 2002: Timo Welink & Nadine Beier
  • 2003: Oliver von Kleist & Carolin Stockhaus
  • 2004: Pascal Zech & Miriam Beu
  • 2005: Cedric Stute & Rebecca Jäschke
  • 2006: Lars Hoffmann & Jaqueline Müller
  • 2007: Matthias Hillmann & Nina Kröning
  • 2008: Melanie Hesse & Joshua Müller
  • 2009: Mika Tebest & Maja Kiese
  • 2010: Stephan Wiens & Rebecca Jäschke
  • 2011: Jule Gerke & Mattis Woda
  • 2013: Lars Winter & Sarah Eichler
  • 2014: Jan Rummelshaus & Janice Kosian
  • 2015: Moritz Kalka & Leonie Aßhoff
  • 2016: Luca Neuhaus & Finja Kiese
  • 2017: Konstantin Weige & Dana Bintig

Eine erste Anfrage zum Bau einer Mehrzweckhalle (damals freilich noch auf dem alten Schützenplatz) wurde im Jahr 1976 an das Bauordnungsamt der Stadt Hamm gerichtet. Dieser Antrag wurde unter anderem aufgrund der zu erwartenden Lärmbelästigung abschlägig beschieden. Die Planungen für den Bau einer Halle sind somit schon relativ lange vor dem Bau der jetzigen Von-Thünen-Halle gereift und ausgearbeitet worden. Von den Interessenten, die sich damals eine Nutzung dieser, im wahrsten Sinne des Wortes, Mehrzweckhalle wurden insbesondere sportliche Anpassungen gefordert. Unter anderem waren dies die Planung von drei Tennisplätzen, zwei Umkleidekabinen sowie der Einbau von Duschen und Toiletten. 

Um das Projekt Hallenbau breit aufzustellen und zügig abwickeln zu können wurde ein Planungsausschuss gebildet. In diesem Ausschuss wirkten folgende Mitglieder mit: Karl Holtmann, Günter Rüter, Klaus Rehbein, Dietrich Kampmann, Hubert Berz, Walter Lambracht und Ewald Wortmann. Vorsitzender wurde Günter Rüter. Die umfangreiche Korrespondenz mit den Behörden gehörte dabei zu den Hauptaufgaben des Planungsausschusses. 

Die zu errichtende Mehrzweckhalle sollte eine Größe von 48m x 25m haben. Die anfallenden Baukosten wurden mit 550.000 bis 600.000 DM veranschlagt. Nach damaliger Planung kamen auf den Schützenverein Kosten von 100.000 DM zu. 

Um die Finanzierung zu erleichtern wurde die bis heute noch mehr oder weniger gut in Erinnerung gebliebene Bausteinaktion ins Leben gerufen. Zum Preis von 50,00 DM konnten diese erworben werden.
Einer der berühmten „Bausteine“ für den Bau der Von-Thünen-Halle
Einer der berühmten „Bausteine“ für den Bau der Von-Thünen-Halle 
Die Planungen kamen jedoch zu dieser Zeit mehr als einmal ins Stocken. Der vorhandene Schützenplatz war als Grünfläche ausgewiesen. Zur Bebauung dieser Fläche war die Genehmigung des Regierungspräsidenten in Arnsberg erforderlich. Ebenso war das Gewerbeaufsichtsamt in Soest mit im Boot. Dieses versagte den Bau der beabsichtigten Halle in einem reinen Wohngebiet. Diese Ablehnungen im Zusammenspiel mit den Einsprüchen und zu erwartenden Klagen von Anwohnern führten dazu, dass schlussendlich ein neuer Schützenplatz in der Gemeinde Westtünnen gefunden werden musste. 

Fündig wurde man nach wiederum einigen Verhandlungen am Heideweg, direkt neben der Tennishalle des SC Westtünnen. 

1982 bis 2007: Der neue Schützenplatz,
die Von-Thünen-Halle und die Kanone

Der geplante Kauf des Geländes an der heutigen Hubert-Westermeier-Straße bedeutete zusätzliche Aufwendungen für den Schützenverein. Erfreulicherweise einigte man sich mit der Stadt Hamm darauf, das alte Schützenplatzgelände in der Ortsmitte als Baugebiet auszuweisen. Durch diese Änderung des Bebauungsplanes konnte der alte Platz an den meistbietenden Bauinteressenten verkauft werden.

Das verwaltungsmäßige Genehmigungsverfahren zum Kauf des neuen Geländes verlief damals recht zügig. Landwirt Franz Mönninghoff erhielt für die 5000 qm Grundstück eine Ausgleichsfläche in gleicher Größe von der Stadt Hamm. Da der Vorschlag, das Grundstück im Zuge der Erbpacht zu erwerben durch die Mitglieder abgelehnt wurde, kamen noch einmal Kosten in Höhe von 80.000 DM hinzu.

Es verging noch einige Zeit bis schließlich am 2. Mai 1981 der Grundstein für die Von-Thünen-Halle gelegt werden konnte.  Parallel gestalteten sich die Verhandlungen zum Verkauf des alten Platzes wiederum schwierig. Nachdem ein erster Interessent wegen Nichteinhaltung der Vertragsverpflichtungen nicht berücksichtigt werden konnte, wurde er schließlich für 430.000 DM an eine Hammer Baufirma verkauft. Diese Verzögerung, die insbesondere natürlich finanzielle Auswirkungen auf den Bau der Halle hatte, führte dazu, dass das Schützenfest 1981 nochmals auf dem alten Schützenplatz in der Ortsmitte gefeiert wurde.

Man kann sich sicherlich vorstellen, wie eng bei diesem letzten Fest im Ortskern Freud und Leid beieinander lagen. Viel Wehmut war bei den älteren Schützenbrüdern zu spüren- war es doch stets der Schützenplatz der Väter gewesen. Doch machte sich auch Zuversicht und Freude auf das Neue bemerkbar. Als Sinnbild für diese beiden Gefühlsregungen kann sicherlich unser Ehrenvorstandsmitglied Richard Bernholz gelten. Er ist bis heute der einzige „König zweier Plätze“. Mit seinem Königsschuss 1981 regierte er das Westtünner Schützenvolk sowohl auf dem alten als auch auf dem neuen Schützenplatz. Auf diesen Umstand ist er bis heute zu Recht stolz.

Im Sommer 1981 wurde durch die Firma Timmermann in Kamen die Hallenkonstruktion geliefert und montiert. Das Richtfest folgte am 10. Oktober 1981. Nach unzähligen Arbeitsstunden, viele davon durch aktive und zupackende Mitglieder geleistet, wurde die Halle schließlich am 16. und 17. April 1982 eingeweiht. Hierzu wurde eigens ein kleines Begleitheft aufgelegt.

Titel Einweihungsheft 1982
Titelblatt des Einweihungsheftes von 1982
Der Bau der Von-Thünen-Halle in den Jahren 1981/1982
An zwei Tagen wurde die Einweihung mit Kranzniederlegung am Ehrenmal, anschließender Einweihungsfeier und einem Ball am Abend gebührend gefeiert.

Doch schon bald nach den Feierlichkeiten setzte eine erste Ernüchterung ein. Immer höher werdende monatliche Belastungen, die unter anderem daraus resultierten, dass eine Anliegerwohnung angebaut wurde, ließen die Luft immer dünner werden. Erste Unmutsbekundungen gab es daher bereits 1983. Die guten Absichten mussten früh der harten Realität weichen. Maßnahmen, die zur Gesundung der Finanzen beitragen sollten, waren zum einen die Ausrichtung des Dorfabends und des Schützenfestes in Eigenregie. Die Belastungen und Abtragungen wurden jedoch stetig höher. Die Kritik aus den Reihen der Mitglieder nahm ebenso stetig zu. Es entwickelte sich, wie der Chronik zu entnehmen ist, eine regelrechte Auseinandersetzung zwischen Kritikern und Heribert Rüther als Bauausschussvorsitzendem, der dem gedeihlichen Vereinsleben sicherlich nicht gut tat und der den Verein über viele Jahre beschäftigt hat. Als schließlich auch noch die jahrzehntelange Zusammenarbeit zwischen dem Schützenverein und dem Festwirt Fritz Helm aufgekündigt wurde, nahmen die Spannungen noch zu.

Wie kam es dazu?

Im Jahr 1984 wurde in einem buchstäblichen Krimi sogar die Vertrauensfrage im Verein gestellt. Heribert Rüther hatte diesen Schritt auf Druck einleiten müssen, nachdem die Zweifel an den tatsächlichen Kosten der Halle groß und der Aufklärungsbedarf enorm geworden war. Wie dem Artikel des WA vom 3. Februar 1984 zu entnehmen ist, ergab das Misstrauensvotum ein Ergebnis von 97:3 für Rüther.  Die tatsächlichen Kosten der Halle beliefen sich laut den Ausführungen auf 1,6 Mio Mark. Dieser unglaubliche Betrag lag jedoch nach diesem Bericht immer noch 200.000 Mark unter der ursprünglich veranschlagten Summe. Insgesamt war und mussten diese Zahlen jedoch auch dem letzten Zweifler klar werden lassen, dass ein schwerer Weg vor dem Verein lag und das diese Zahlen eine große Bürde bedeuteten. Diese Versammlung im Januar 1984 war es dann schließlich auch, die den langjährigen Schützenbruder Fritz Helm zum Ausstieg bewog, nachdem er sich über die beabsichtigte und beschlossene Beitragszahlung der Rentner des Vereins in der Versammlung beschwert hatte. Somit war auch die über Jahrzehnte gewachsene Geschäftsverbindung mit Fritz Helm Geschichte. Über dieses schwierige Kapitel der Vereinsgeschichte ließe sich noch viel erzählen. Viel Kritik und selbstverständlich auch die negative Resonanz der Mitglieder sind nicht ungehört geblieben. Doch dazu später mehr.
In das Jahr 1983, also das Jahr des 90-jährigen Bestehens des Vereins, fällt auch die erste Ausrichtung des Kaiserschießens. Erster Schützenkaiser der Vereinsgeschichte wurde Heribert Rüther. In den ersten Jahren wurde das Kaiserschießen im Fünf-Jahres-Turnus jeweils am Schützenfestmontag ausgetragen. Ab dem Jahr 2003 verkürzte man die Zeit zwischen den Kaiserschießen auf drei Jahre. Seit einigen Jahren findet das Kaiserschießen jeweils im Wechsel mit dem Bierkaiserschießen der Avantgarde und dem Kaiserschießen der Schießgruppe statt. Verbunden werden alle Kaiserschießen mit der Avantgardenabnahme am Samstag vor dem Schützenfest.

Mangelnde Kreativität im Hinblick auf neue Veranstaltungen kann man den Verantwortlichen dieser Generation nicht vorwerfen. Im Jahr 1983 wurde das so genannte „Schweinerennen“ in Westtünnen veranstaltet. Dieses Fest konnte mit einem beachtenswerten Plus abgeschlossen werden.
Ein Renner 1983: Das Schweinerennen
Ein Renner 1983: Das Schweinerennen
Ein Musikfest im darauffolgenden Jahr 1984, das mit einem Sternmarsch durch Westtünnen und anschließendem Konzert in der Von-Thünen-Halle eine gute Idee zu sein schien, war hingegen ein finanzieller Reinfall.
Doch das Jahr 1984 hatte auch positive Innovationen hervorzubringen: Die Nikolausfeier wurde begründet. Trotz der Widrigkeiten, die den Verein in dieser Zeit beschäftigten, wurde eine Veranstaltung geschaffen, die bis heute fortbesteht und sich großer Beliebtheit erfreut.
Bild unserer ersten Nikolausfeier aus dem Jahr 1984
Bilder unserer zweiten Nikolausfeier aus dem Jahr 19846
Bilder unserer ersten Nikolausfeier aus dem Jahr 1984 (oben) und der dritten Auflage 1986 (unten)

Ebenfalls in das Jahr 1984 fiel der erste Versuch, eine Westtünner Schützenpost ins Leben zu rufen. Mit ihr sollte „über das Vereinsleben und das Geschehen im Verein künftig informiert werden“, so der damalige Vorsitzende Heribert Rüther und Schriftführer Udo Schmidt seinerzeit im Grußwort des Heftes. Informiert wurde in der ersten Ausgabe über die Termine des Schützenjahres 1984, die Festfolge des Schützenfestes und die anstehenden Ehrungen. Auch Ewald Wortmann, seinerzeit Vorsitzender der Interessengemeinschaft der Westtünner Vereine, begrüßte die Einrichtung einer Schützenpost, sei sie doch „ein Zeichen, dass der Verein lebt und beweglich ist“, so Wortmann in seinem Geleitwort. Im Archiv sind zwei Ausgaben der damaligen Schützenpost erhalten. Neben der ersten ist auch ein Heft aus dem Jahr 1986 erhalten geblieben.
Titel und Grußwort der ersten Westtünner Schützenpost aus dem Jahre 1984
Titel und Grußwort der ersten Westtünner Schützenpost aus dem Jahre 1984
Titel und Grußwort der ersten Westtünner Schützenpost aus dem Jahre 1984
Nachdem verschiedene Vorschläge zur Verbesserung der finanziellen Lage in dieser Zeit auf Ablehnung und deutliche Kritik stießen, wurde im Jahr 1987 ein Wirtschaftsausschuss gebildet, der Auskunft über die genaue Höhe der Baukosten und die finanzielle Lage des Vereins geben sollte. In diese Zeit fielen auch teils turbulente Wechsel in der Vorstandsriege. Heribert Rüther blieb bis 1987 Vorsitzender, ihm folgte nach kommissarischer Führung durch Heinz Samson Walter Lambracht, der jedoch nur bis November 1987 im Amt blieb. Heinz Samson übernahm bis zur Generalversammlung 1988 abermals kommissarisch den Vorsitz, bevor Siegfried Jäschke als 1. Vorsitzender und Dieter Eng als 2. Vorsitzender die Führung des Vereins antraten.

In einer außerordentlichen Mitgliederversammlung im Jahr 1989 stellte der Abschlussbericht des Ausschusses die Ergebnisse vor. Das ganze Ausmaß der Schulden und Verbindlichkeiten trat erst jetzt allzu deutlich hervor.

Diese Situation bot den Anlass dafür, dass die Volksbank Hamm mit einer Verwaltungsgesellschaft die geschäftliche Führung der Schützenhalle übernahm. Im Jahr 1990 wurde die Halle an die Stadt Hamm vermietet, um Aussiedlern aus den osteuropäischen Ländern, die nach dem Fall des eisernen Vorhangs in großer Zahl nach Deutschland gekommen waren, eine vorläufige Unterkunft zur Verfügung zu stellen. Die Belegung der Halle dauerte bis in das Jahr 1991 an.

Die Von-Thünen-Halle als Übergangsunterkunft für Aussiedler im Jahr 1991
Das Vereinsleben kam jedoch auch in dieser sehr schweren Zeit nicht zum Erliegen. Im Jahr 1991 wich man zur Feier des „Tanz in den Mai“ in ein Festzelt auf dem Schulhof der Dietrich-Bonhoeffer-Schule aus. Das Schützenfest 1991 konnte nach einigen Unsicherheiten im Vorfeld aber schließlich doch in der Schützenhalle und auf dem Schützenplatz gefeiert werden.
Trotz dieser schwierigen Zeiten war es dem Verein im Jahre 1993 vergönnt, sein 100-jähriges Jubiläum zu feiern. Auch hier wurde eine Festschrift verfasst, deren Titelblatt die Vereinsfahne schmückte und die ebenfalls einen umfangreichen Rückblick auf die Geschichte des Vereins und seiner Abteilungen bot.
Die Festschrift des Jahres 1993
Die Festschrift des Jahres 1993
1993: Dieter Eng, 1. Vorsitzender und Wilfried Pomberg, 2. Vorsitzender
1993: Dieter Eng, 1. Vorsitzender und Wilfried Pomberg, 2. Vorsitzender
Die Hauptleute im Jubiläumsjahr 1993: Heinz Samson und Willi Räbber
Die Hauptleute im Jubiläumsjahr 1993: Heinz Samson und Willi Räbber
Die Zeit um das 100-jährige Bestehen des Vereins und danach kann nach den turbulenten Zeiten, Ende der 1980er Jahre, als eine Phase der Gesundung angesehen werden. Zum Erhalt der Halle hatte sich im Jahr 1993 die Interessengemeinschaft der Westtünner Vereine eine neue Satzung gegeben. Die Gemeinschaft der Vereine hatte, und das mag dem ein oder anderen vielleicht unbekannt sein, bereits viel länger bestanden. Ziel und Vereinszweck war jedoch nun insbesondere der Erhalt der Von-Thünen-Halle und die gemeinsame Verpflichtung aller Westtünner Vereine, die Halle durch regelmäßige Veranstaltungen zu belegen und so für deren Bewahrung zu sorgen. Die Verwaltung und Bewirtschaftung ging gemäß der Vereinssatzung auch auf die IG über. Vorsitzender der IG wurde damals bereits Günter Rüter, der sich in vieler Hinsicht sowohl damals als auch heute für den Erhalt der Halle stark gemacht hat und immer noch stark macht.

Das Jahr 1993 markiert auch den Start des Heimatabends rund um den Dorfplatz. Die Gegebenheiten der Halle und des Schützenplatzes, relativ weit weg vom Dorf, mag die Verantwortlichen damals inspiriert haben, einen Versuch „zurück in die Dorfmitte“ zu starten. Wir können nur froh und dankbar sein, dass damals dieser Entschluss gefasst worden ist. Der Heimatabend am Dorfplatz ist seit nunmehr 25 Jahren elementarer Bestandteil unseres Westtünner Schützenfestes und weit über das Dorf hinaus ein Magnet für viele Gäste aus nah und fern.

Das Plakat zum Jubiläumsfest 1993, erstmals mit dem Heimatabend am Dorfplatz
Das Plakat zum Jubiläumsfest 1993, erstmals mit dem Heimatabend am Dorfplatz
Mit Dieter Eng als Vorsitzendem des Schützenvereins wurde die Vermarktung der Halle nun ab 1993 gemeinsam vorangetrieben und im Jahr 1997, vier Jahre nach Gründung der Interessengemeinschaft, ging die Bewirtschaftung der Halle „mit allen Rechten und Pflichten“ wieder auf den Schützenverein über.

Endlich befand sich der Verein in ruhigerem Fahrwasser.

Nicht verschwiegen werden darf, dass die Zeit unmittelbar nach dem Hallenbau dem Verein über lange Jahre hinweg geschadet, ihn viele Mitglieder und Vertrauen gekostet hat. Um solch schwerwiegende Störungen zu beseitigen braucht es Zeit und Anstrengung. In den letzten 30 Jahren konnte nach unserer Einschätzung durch beständige Arbeit vieler Akteure einiges an Vertrauen zurückgewonnen werden. Die heutige Zahl von konstant über 500 Mitgliedern ist uns daher Bestätigung und Ansporn zugleich.

In das Jahr 1997 fällt auch eine besonders glückliche und freudige Initiative einiger Schützenbrüder und –schwestern. Nach einem ersten Versuch im Jahr 1993 war dem Vorhaben, eine Schießgruppe zu gründen, endlich Erfolg beschieden. Die beiden Abteilungsleiter der ersten Stunde waren Heinz-Josef Remmert und Herbert Helm. Ihnen ist das beharrliche Drängen zu verdanken, auch in Westtünnen den Schießsport zu fördern und gerade auch für die Jugend eine schießsportliche Heimat zu bieten. Mit dem Bau des Schießstandes in der Von-Thünen-Halle im gleichen Jahr war buchstäblich der Grundstein für die Erfolgsgeschichte der Schießgruppe Westtünnen gelegt, die heute mit ihren vielfältigen Aktivitäten und ihren engagierten Mitgliedern aus dem Vereinsleben nicht mehr wegzudenken ist. Insbesondere wollen wir hier die Jugendarbeit hervorheben. Ein ausführlicherer Blick in die Geschichte der Schießgruppe bildet der Bericht der Abteilung auf den weiteren Seiten dieser Festschrift.

Das Jahr 2004 hielt für den Vorstand des Schützenvereins abermals eine gravierende Änderung bereit: Nach 15 Jahren als 1. Hauptmann und noch mehr Jahren im geschäftsführenden Vorstand wurde Heinz Samson von Michael Kiese beerbt. Aufgrund seiner Verdienste für den Verein wurde Heinz Samson 2004 zum Major und 2007 zum Ehrenmajor ernannt.

Nachdem sich die Besucherzahlen der Traditionsveranstaltung „Tanz in den Mai“ auch durch zunehmende Konkurrenz in der Nachbarschaft und stadtweit immer mehr zurückentwickelte, wurden noch einige Ideen für verschiedene Feste ausprobiert. So wurde neben dem mehrmals ausgerichteten Winterfest auch eine Oldie-Party im Jahr 2007 aus der Taufe gehoben. Beide Veranstaltungen brachten jedoch nicht den kontinuierlichen und durchschlagenden Erfolg.

Im Dezember 2005 begann ein neues Kapitel der Westtünner Schützengeschichte. Auf Initiative von Michael Neuhaus, Max Niggemann und Sebastian Rehbein gründete sich das Westtünner Artillerieregiment. Viel war im Vorfeld getan worden, um Mitstreiter für dieses Projekt zu gewinnen und die Finanzierung einer eigenen Kanone auf solide Beine zu stellen. Bereits im Januar 2006 konnte das Kanonenrohr auf der Jahreshauptversammlung der Avantgarde vorgestellt werden und im Juni 2006 war es dann schließlich soweit. Im Rahmen des Kaiserschießens des Schützenvereins wurde die neue Salutkanone vorgestellt, die fortan alle neuen Könige, Kaiser und Bierkönige lautstark bekannt geben sollte. Als Taufpatin fungierte unsere verdiente und engagierte Schützenschwester Annette Remmert, die der Kanone den Namen „Schwarze Annette“ verlieh.

Taufe der Kanone am 24. Juni 2006 durch Taufpatin Annette Remmert
Taufe der Kanone am 24. Juni 2006 durch die Taufpatin Annette Remmert
Begleitet von Glückwünschen und Grußworten der Politik wurde die Kanone schließlich erstmals offiziell in Betrieb genommen, flankiert von gleichgesinnten Böller- und Kanonengruppen aus Ascheberg, Usseln und Nürnberg. Mit dem Start 2006 entwickelte sich die Westtünner Kanone zu einem beliebten und allseits geschätzten Aushängeschild des Vereins. Fortan verkündete sie nicht nur die neuen Majestäten mit drei kapitalen Schüssen, sie war auch darüber hinaus bei Hochzeiten, Geburtstagen und anderen Feierlichkeiten außerhalb des Vereins eine beliebte Attraktion- bis zum tragischen Unfall des Jahres 2012. Hierzu im späteren Verlauf der Chronik mehr.
Die Salutkanone des Schützenvereins
Die Salutkanone des Schützenvereins

2007 bis 2020: Partynacht, Patenkind und Corona
Das Schützenwesen im Wandel

Das Jahr 2007 kann als die Geburtsstunde einer neuen, bis heute weit über die Grenzen Westtünnens hinaus bekannte Party gelten. Die Idee, die vom damaligen Avantgardenkommandeur René Kiese ausging und die damals keineswegs mit grenzenloser Zustimmung im Vorstand des Schützenvereins diskutiert wurde, sah vor, eine Party mit einer hochwertigen Rock-Cover-Band und einem bekannten Stargast auszurichten. Dieses Konzept, das heute im Nachgang jedermann sofort unterschreiben würde, war seinerzeit keineswegs sicher.
Das finanzielle Risiko bei so hochwertigen Künstlern war nicht abzusehen. Wäre die Veranstaltung gefloppt, hätte dies sicherlich einen weiteren Einschnitt bedeutet. Doch es kam, wie es halt manchmal kommen muss: Die 1. Tünner Partynacht mit der Kamener Band „Burning Heart“ und dem Stargast Olaf Henning schlug im wahrsten Sinne des Wortes ein wie eine Bombe. Ein volles Haus und ein ausgelassenes Partyvolk begleitet die Tünner Partynacht seit ihrer ersten Ausgabe.

Egal ob Willi Herren, Mickie Krause oder Olaf Henning: Die Partynacht ist durch die Mischung von Rock-Cover der Band Burning Heart und den Gästen eine Erfolgsgeschichte. 
Im Jubiläumsjahr 2018 feiern wir bereits die elfte Auflage dieses Events als „Partynacht spezial“. In den letzten Jahren hat der Kartenvorverkauf, der traditionell am 1. Advent während des Weihnachtsmarktes in Westtünnen beginnt, sich zu einem wahren Ansturm auf die Tickets entwickelt und weist beinahe jedes Jahr neue Rekorde auf. Für die aktuelle Partynacht vergingen keine 24 Stunden, bis alle Karten vergriffen waren.
 
Die Stargäste der einzelnen Partynächte waren:
  • 2008: Olaf Henning
  • 2009: Geier Sturzflug
  • 2010: Peter Wackel
  • 2011: Jörg Bausch
  • 2012: Willi Herren + Anna Maria Zimmermann
  • 2013: Mickie Krause
  • 2014: Loona
  • 2015: Tim Toupet
  • 2016: Jürgen Milski
  • 2017: Olaf Henning + Mickie Krause
  • 2018: Anna Maria Zimmermann
  • 2019: Axel Fischer
Der Erfolg der Veranstaltung hat uns bis hierher Recht gegeben. Ob, wie und in welcher Form es mit diesem Erfolgskonzept weitergeht, wird die Zeit zeigen und hängt wesentlich von der Zukunft der Von-Thünen-Halle ab, zu der wir zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch nicht abschließend berichten können.

Ein wahrer Generationenwechsel stand für den Schützenverein im Jahr 2009 an. Nachdem Dieter Eng nach 17 Jahren an der Spitze des Vereins im Vorfeld der Generalversammlung des Jahres 2009 angekündigt hatte, nicht mehr als 1. Vorsitzender zu kandidieren, wurde René Kiese von der Versammlung als sein Nachfolger bestimmt. René wechselte somit direkt vom Amt des 1. Kommandeurs der Avantgarde in das Amt des 1. Vorsitzenden. Er hatte natürlich als Kommandeur der Avantgarde Erfahrungen gesammelt. Dennoch stellte die Übernahme dieses bedeutenden Amtes für ihn mit damals 29 Jahren sicherlich eine große Herausforderung dar, die er jedoch mit großem Ehrgeiz und viel Tatendrang annahm.

Dieter Eng wurde im Rahmen der Generalversammlung 2009 zum Ehrenvorsitzenden ernannt. Wenig später folgte die Ernennung zum Ehrenoberst.

Dieter Eng und seine Frau Ursula werden im Rahmen der Jahreshauptversammlung geehrt. Flankiert werden sie von den damaligen Hauptleuten Michael Kiese und Frank Bernholz
Dieter Eng und seine Frau Ursula werden im Rahmen der Jahreshauptversammlung geehrt. Flankiert werden sie von den damaligen Hauptleuten Michael Kiese und Frank Bernholz
Mit der Übernahme des Vorsitzes hat René Kiese unzählige Arbeitsstunden und viele neuen Ideen in das Vereinsleben eingebracht. Er hat damit die hervorragende Arbeit seines Vorgängers Dieter Eng fortgesetzt und ausgebaut. Viele Initiativen und Ideen sind von René Kiese in den letzten neun Jahren ausgegangen- Idealismus, Kreativität und an vielen Stellen auch der Mut für das Neue sind die Tugenden, die seine Arbeit und die des Vorstandes seitdem umso mehr prägen.
2010: Übernahme einer Patenschaft über ein Patenkind in Ugand

Anfang des Jahres 2010 reifte im Vorstand des Vereins der Entschluss, eine Patenschaft über ein Kind in Uganda zu übernehmen. Der Verein folgte damit dem Beispiel der Avantgarde, die seinerzeit im Jahr 2001 die Patenschaft über Leandro Feliz aus der Dominikanischen Republik übernommen und bis zur Volljährigkeit unterstützt hatte.

Unser Patenkind Rebecca wurde am 1. Oktober 2002 in Kamuli/Uganda geboren. Sie lebt mit ihren Eltern George und Scovia, die beide als Bauern arbeiten, in der Gemeinde Bugobi. Sie hat zwei ältere Schwestern und einen jüngeren Bruder. Auch durch unsere Unterstützung konnten Rebecca und ihre Familie von einigen Projekten, die durch die Organisation Plan International unterstützt wurden,  profitieren. Darunter fallen insbesondere die Bereitstellung von Medikamenten, der Kauf von Möbeln und Geräten für das Gesundheitszentrum in der Nähe und Schulungen für die Mitglieder des Schulkomitees im Ort. Regelmäßig werden wir von Plan International zum Fortschritt unserer Patenschaft informiert. So bekommen wir auch Informationen zu Rebeccas Gesundheitszustand und zu den Bedingungen in ihrem Lebensumfeld. Derzeit geht Rebecca zur Schule. Ihr Lieblingsfach ist Rechnen und sie macht dort gute Fortschritte.

Rebecca wird in diesem Jahr 16 Jahre alt.
Unser Patenkind Rebecca Namuluta aus Uganda
Unser Patenkind Rebecca Namuluta aus Uganda
Dem Wechsel des 1. Vorsitzenden im Jahr 2009 folgte der Wechsel im Amt des 2. Vorsitzenden im Jahr 2011. Heinz Remmert, der über so viele Jahre in verschiedenen Ämtern und Positionen gewirkt hatte, stellte sein Amt nach neun Jahren zur Verfügung. Sein Nachfolger wurde Peter Apholt, der ebenso wie Michael Hemmer, der im gleichen Jahr zum 2. Hauptmann gewählt wurde, aus der Schießgruppe in den geschäftsführenden Vorstand wechselte.

Das Jahr 2012 bedeutete dann wiederum einen Einschnitt in die Vereinsgeschichte.

Der 23. Juni 2012 nahm einen normalen Verlauf. Nach der Avantgardenabnahme und dem Abholen des amtierenden Kaiserpaars Bernd und Doris Wiechers ging es zum Schützenplatz, um den neuen Kaiser des Vereins zu ermitteln. Nach zähem Kampf gelang es Theodor Wortmann schließlich, die Kaiserwürde zu erringen. Und wie es guter Brauch in Westtünnen seit nunmehr sechs Jahren war, wurde die Kanone geladen, um den neuen Kaiser zu feiern. Die schrecklichen Geschehnisse um den dritten Salutschuss sollen in dieser Chronik nicht wiederholt werden. Wir alle wissen, dass unser Kanonier und Schützenbruder Claus Tluk von Toschanowitz bei diesem tragischen Unfall seine rechte Hand verloren hat.

Die Fassungslosigkeit über dieses Ereignis hat unmittelbar nach dem Unfall hohe Wellen geschlagen. Medien in jeglicher Form wurden auf das tragische Ereignis aufmerksam und sogar Fernsehteams fanden sich bereits einen Tag nach dem Unfall auf unserem Schützenplatz ein, um Interviews zu führen und über das Geschehene zu berichten.

Das Unglück des Jahres 2012 veranlasste uns nach einer einstimmigen Entscheidung im Vorstand des Vereins und unter Beteiligung aller Gruppen und Abteilungen, das Schützenfest des Jahres 2012 abzusagen. Für diese Entscheidung haben wir viel Anerkennung erhalten. In der Folge des Ereignisses wurde dem ein oder anderen mit einigem Abstand auch erst klar, was da nun passiert war. Wir können mit dem nun gebührenden Abstand auf das Geschehene jedoch sagen, dass es in diesen Tagen und Wochen an die Existenz ging. Nicht an die Existenz des Vereins womöglich, aber an die Existenz der verantwortlichen Akteure.

Wir glauben, dass wir mit der Aufarbeitung des Unfalls gut umgegangen sind. Wir haben in einem Interview mit unserem Kanonier im Jahr 2013 und vielen Hilfsangeboten und Spendenaktionen (genannt sei an dieser Stelle insbesondere der Schützenelefant des Stadtverbandes) versucht, Transparenz zu schaffen und das schlimmste Leid zu lindern. Auch die Verantwortlichen des Artillerieregimentes, die von dem Unfall persönlich am schlimmsten betroffen waren, haben durch die intensive Betreuung ihres Kameraden und die angebotene Hilfe zur Aufarbeitung beigetragen.

Wie konnte das Jahr 2012 nun noch einen „normalen“ weiteren Verlauf nehmen?

Nach einer Zeit des Abstands zum Geschehenen wurde das Vereinsleben behutsam wieder aufgenommen. Wir wollen nicht verschweigen, dass uns die vielen guten Worte und Bestätigungen unserer Vereinsgemeinschaft in Westtünnen und aus den Vereinen des Stadtverbandes der Schützenvereine in dieser Zeit ermutigt haben. Es war uns klar, dass wir nach vorne schauen und in die Zukunft blicken müssen.
Da die Avantgarde im Jahr 2012 auf ihr 111-jähriges Bestehen zurückblicken konnte, waren die Feierlichkeiten zu diesem nicht ganz lupenreinen Jubiläum am 25. August 2012 Anlass genug, viele befreundete Avantgarden einzuladen und mit ihnen zu feiern. Nach dem Antreten auf dem Schulhof der Dietrich-Bonhoeffer-Straße setzte sich ein beeindruckender Festumzug in Bewegung, der mit dem Bierkaiserschießen auf dem Schützenplatz und der anschließenden Party in der Von-Thünen-Halle seinen krönenden Abschluss fand.
111 Jahre Avantgarde im Jahr 2012
111 Jahre Avantgarde im Jahr 2012
Beschlossen wurde das Wochenende rum um das 111-jährige Jubiläum der Avantgarde schließlich mit einem Kinder- und Familientag am 26. August. Diese Veranstaltung war ein großer Erfolg und auch ein Zeichen der Verbundenheit der Westtünner mit dem Schützenverein.
Im Jahr 2013 wurde der Generalversammlung eine weitere Neuerung vorgeschlagen. Aufgrund der vielfältigen Tätigkeiten und Aufgaben des Hauptmanns regte der Vorstand die Schaffung eines zweiten Stellvertreters an. Vorgeschlagen für das Amt des 3. Hauptmanns wurde der bisherige 1. Kommandeur der Avantgarde Dennis Grimm. Die Versammlung nahm diesen Vorschlag einstimmig an. Die fortan aus drei Hauptleuten bestehende Vorstandsebene bestand nunmehr aus Michael Kiese als 1. Hauptmann, Michael Hemmer als 2. Hauptmann und Dennis Grimm als 3. Hauptmann.
Neuerung des Jahres 2013: Die drei Hauptleute Michael Hemmer, Michael Kiese und Dennis Grimm
Neuerung des Jahres 2013: Die drei Hauptleute Michael Hemmer, Michael Kiese und Dennis Grimm
Bereits ein Jahr später, im März 2014, legte der amtierende 1. Hauptmann Michael Kiese sein Amt nach zehn Jahren nieder.
Sein Nachfolger wurde Dennis Grimm.

Heinz Remmert, der im Rahmen der Generalversammlung 2014 noch zum Ehrenoberstleutnant ernannt worden war, starb bereits eine Woche nach der Versammlung. Sein Tod stellte für den Schützenverein einen großen Verlust dar.

Im Jahr 2014 gab es eine viel beachtete Premiere im Schützenverein. Erstmals in der Vereinsgeschichte gelang es einer Schützenschwester, die Königswürde zu erringen. Nach einem spannenden Endkampf unter der Vogelstange mit ihrem Mann Martin konnte sich unsere Westtünner Ratsfrau Claudia Breer durchsetzen und die lange Reihe der männlichen Schützenkönige durchbrechen.
Das Plakat zum Jubiläumsfest 1993, erstmals mit dem Heimatabend am Dorfplatz
Das Königspaar des Jahres 2014, Claudia und Martin Breer gemeinsam mit dem Kinderkönigspaar des Jahres 2013, Lars Winter und Sarah Eichler.
Ein großer Erfolg war im Jahr 2014 das Benefizkonzert des Ruhrkohleorchesters in der Von-Thünen-Halle. Unter der Leitung unseres alten Freundes Uli Hillebrand wurde den Gästen am 25. Oktober eine musikalische Reise durch Musical, Marsch und Swing geboten, die es so in unserer Von-Thünen-Halle noch nicht gegeben hat.

Der Erlös des Konzertes wurde zu gleichen Teilen an den Förderverein Haus am Wald e.V. und den Ambulanten Kinderhospizdienst Hamm gespendet. Eine Neuauflage des Konzertes erwartete alle interessierten Gäste am 27. Oktober 2018.    
Benfizkonzert Ruhrkohle Orchester Von-Tühnen-Halle Westtünnen

Eine weitere Erfolgsveranstaltung, die wir für uns verbuchen können, ist der Kindertrödelmarkt, den wir seit 2016 regelmäßig ausrichten und der sich nach wie vor ungebrochener Beliebtheit erfreut.

2019: Neuer Vorsitzender und neuer 1. Hauptmann

Im Jahr 2019 legte der seit zehn Jahren amtierende Vorsitzende René Kiese sein Amt nieder. Zu seinem Nachfolger wurde Dennis Grimm, bisher 1. Hauptmann, gewählt. Ihm folgte Jörg Samson nach. 

2020: Normaler Beginn und dann: Corona

Noch weitgehend ohne Beschränkungen konnten wir Anfang März 2020 unsere Jahreshauptversammlung abhalten. 
Im Rahmen dieser Versammlung wurde unser langjähriger 1. Schriftführer Manfred Notz aus dem geschäftsführenden Vorstand verabschiedet. Sein Nachfolger wurde Daniel Klemckow. Zum neuen 2. Schriftführer wurde Markus Stephan-Harkebusch gewählt. 

Das Jahr 2020 hielt für uns nur eine Woche nach der Generalversammlung eine noch nie dagewesene Situation bereit: Corona! 

Unter diesem Stichwort sind seit März 2020 erhebliche Einschnitte im öffentlichen Leben und dadurch bedingt auch für den Schützenverein verbunden. 

Bedingt durch den weitgehenden "Lockdown" ab März 2020 mussten wir alle Veranstaltungen des Vereins im Jahr 2020 absagen. Besonders betroffen hiervon waren natürlich die Partynacht und das Schützenfest. 

Wir sind alle gespannt wie es weitergeht und hoffen, im Jahr 2021 wieder zurückzukehren.

Bis dahin bleibt uns nur zu sagen: Bleibt gesund! 


Schlusswort

Wenn Sie bis hier gekommen sind, dann haben Sie definitiv Interesse an unserer Vereinsgeschichte bewiesen. Vielen Dank dafür !

Wir wollen bei aller Begeisterung für das Neue die Vergangenheit des Vereins nicht aus dem Blick verlieren. Die Leistungen unserer Vorgänger wollen wir ehren. Nicht zuletzt ist es ihnen zu verdanken, dass wir im Jahr 2018 unser 125-jähriges Jubiläum feiern konnten.

Wir hoffen, dass heute jung und alt mit unserer Arbeit zufrieden sind und wir auch für nachfolgende Generationen einen bleibenden und zukunftsträchtigen Verein hinterlassen.

Wir wissen, wir schwer es ist, in die Zukunft zu planen und zu denken. Wir wissen, dass es für ein funktionierendes Vereinsleben immer wieder Menschen braucht die sich im Ehrenamt engagieren. 

Wir aber sind zuversichtlich!

Warum?

Wir sind ein Verein, der es stets verstanden hat, aus schwierigen Situationen neue Kraft zu schöpfen und dessen Mitglieder uns über Jahrzehnte die Treue gehalten haben. Die große Aufgabe der Ausrichtung auf die Zukunft, die vor uns liegt, nehmen wir gerne an.
 
Wir haben eine Avantgarde, die im Jahr 1901 gegründet worden ist und die selbst somit auf eine weit über hundertjährige Geschichte zurückblicken kann. Aus ihr haben sich schon immer viele ehemalige und auch gegenwärtige Mitglieder des Vorstandes rekrutiert. Darunter waren nicht wenige Vorsitzende und Hauptleute.

Wir haben unsere Schießgruppe, gegründet 1997, und bis heute eine wichtige Stütze des Vereins. Sie hat wesentlichen Anteil an der Jugendarbeit im und für den Verein. Auch aus der Schießgruppe sind viele Schützen im Vorstand des Hauptvereins aktiv geworden.

Wir haben unsere Alte Garde, die sich aus dem Wunsch heraus, ehemaligen Avantgardisten eine Heimat im Schützenverein und vor allem im Schützenumzug zu bieten, im Jahr 2003 gegründet hat. Sie übernimmt seit einigen Jahren auch das Schmücken der Westtünner Straßen zum Schützenfest.

Wir haben unsere Frauengruppe, die unter damals nicht einfachen Umständen im Jahr 1989 ihre Gründung vorangetrieben hat und deren vielfältiges Engagement für den Verein heute nicht mehr wegzudenken ist.

Wir haben auch unsere ehemaligen Abteilungen nicht vergessen, die im Laufe der Zeit als Gruppe zwar nicht mehr so aktiv sind wie zu ihren Hochzeiten. Doch auch sie wollen wir erwähnen und nicht zu kurz kommen lassen. Zu diesen Gruppen zählen ohne Zweifel die 5. Kolonne und das Artillerieregiment.

Wir sind froh und dankbar, dass sich in den letzten Jahren so viele Männer und Frauen aus nah und fern für die Mitgliedschaft im Westtünner Schützenverein entschieden haben. Wir wissen: Diese Unterstützung ist nicht selbstverständlich. Neben der Arbeit des Vorstandes und der Präsentation des Vereins nach außen hat es nicht zuletzt mit den Königspaaren und ihrer Interpretation des Schützenwesens zu tun, wie ein Verein sich in alle Richtungen präsentiert.

Es geht daher ein Dank an alle Königspaare, die als Aushängeschild des Vereins stets ein hervorragendes Bild von „Tünnen“ abgegeben haben.

Zuletzt möchten wir den Rückblick auf unsere Geschichte mit einem Dank an all diejenigen verbinden, die zum Gelingen der Festschrift des Jahres 2018 beigetragen haben. Sicherlich konnten nicht alle der unzähligen Bilder, Geschichten und Texte Eingang finden in die Chronik. Die vielen Dokumente, die uns jedoch zur Verfügung gestellt worden sind, haben es ermöglicht, ein umfangreiches Bilder- und Textarchiv anzulegen, das so vorher nicht existiert hat.

Dafür allen Mitstreitern herzlichen Dank !

Horrido !!!

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